
Chemische Analyse:
Die chemische Analyse von Urin erfolgt mittels gebrauchsfertiger Teststreifen, sogenannter Indikatorstreifen. Dabei handelt es sich um Kunststoffstreifen mit kleinen Papierquadraten, die mit Chemikalien getränkt sind. Wird der Streifen in den Urin getaucht, ändert eine chemische Reaktion die Farbe des Papierquadrates. Der Farbumschlag wird mit einer mit den Teststreifen mitgelieferten Farbskala verglichen, um das Testergebnis zu ermitteln. Die Analyse der verwendeten Clinitek-Multistix-Harnteststreifen und der Albumin-Kreatinin-Teststreifen erfolgt bei uns mittels automatischem Analysesystem CLINITEKstatus+ der Fa. Siemens. Gestestet werden: spezifisches Gewicht, pH-Wert, Proteingehalt, Glukosegehalt, Ketonkörper, Blut, Nitrit, Leukozyten, Kreatinin und Albumin.
Mikroskopische Analyse:
Bei Auffälligkeiten in der visuellen oder chemischen Analyse wird eine mikroskopische Analyse durchgeführt, um beispielsweise Blutzellen, Epithelzellen und Krankheitserreger darzustellen oder zu bestimmen. Dafür werden 10 ml Urin 7 Minuten bei 2400 U/min zentrifugiert, damit sich die darin enthaltenen Substanzen am Boden eines Röhrchens absetzen. Die oben im Röhrchen verbleibende Flüssigkeit wird anschließend entfernt und das restliche Sediment nach Resuspendierung und Supravitalfärbung nach Sternheimer-Malbin unter dem Mikroskop im Hellfeld- und Phasenkontrastverfahren untersucht. Zum Nachweis von Lipiden wird zusätzlich eine Färbung mit Sudanrot eingesetzt, die Visualisierung von Kristallen erfolgt im Polarisationsverfahren.
Das Sediment wird zunächst in der Übersicht mit geringer Vergrößerung (100x) untersucht, um die meisten Kristalle, Zylinder, Plattenepithelzellen und andere große Substanzen zu erkennen. Im nächsten Schritt erfolgt die Differenzierung bei höher Vergrößerung (400x). Bakterien werden bei einer Vergrößerung (1000x) unter Einsatz von Immersionsöl betrachtet. Alle Befunde werden erfasstt, protokolliert und bei Besonderheiten auch mikrofotografisch digital dokumentiert.
Referenzbereiche Urinsediment:
Erythrozyten: 0-5/µl (0-2/Gesichtsfeld)
Leukozyten: 0-3/µl (<5/Gesichtsfeld)
Plattenepithelien: vereinzelt
Bakterien: wenige
Zylinder: vereinzelt


Folgende Sediment-Bestandteile können im mikroskopischen Bild gefunden werden:
Erythrozyten oder rote Blutkörperchen - können in geringer Anzahl harmlos sein
Leukozyten oder weiße Blutkörperchen - können auf Entzündungen der Blase oder der Niere hinweisen
Plattenepithelzellen - treten häufig bei Harnwegsinfektion auf, können aber auch bei gesunden Frauen normal sein
Urothel-Zellen aus der Niere oder den ableitenden Harnwegen können auf einen entzündlichen Vorgang hinweisen
Nierenepithelzellen treten bei Viruserkrankungen oder toxischen Schäden auf
Fettkörnchenzellen bei Nierenerkrankungen (nephrotisches Syndrom)
Bakterien bei bakterielle Infektion der Harnwege (aber auch bei Verunreinigung der Urinprobe)
Pilze (meistens ohne Krankheitswert)
Trichomonaden (bei vaginalen Infektionen oder Blaseninfektion)
Zylinder (hyaline Z., Erythrozytenzylinder, Leukozytenzylinder, Epithelzylinder, Wachszylinder, Hämoglobin- und Myoglobinzylinder) mit unterschiedlicher Bedeutung und Krankheitswert
Salze wie Kalziumoxalat, amorphe Phosphate, Triplephosphate oder Urate
seltene Stoffe wie Cystein, Leucin, Thyrosin bei Stoffwechselerkrankungen
Kristalle u. a. als Nachweis von ausgeschiedenen Arzneimitteln





